Er hat die Einweihung der vom Dorf selbst finanzierten Gemeindehalle Dauernheim im Spätsommer 1928 knapp einjährig auf dem Arm seiner Mutter Bertha miterlebt: Am heutigen Freitag, 3. November, begeht der vielseitig engagierte Dauernheimer Heimatforscher Robert Adam seinen 90. Geburtstag. Wenn es so etwas wie eine lebende Chronik des Ortes gibt, so wird sie sicher durch den seinerzeit als jüngerer von zwei Brüdern in eine Bauers- und Elektrikerfamilie hineingeborenen Jubilar verkörpert.
Bereits mit sechs Jahren trat er in den TV Jahn ein, zudem wurde er jüngster Pfeifer im Spielmannszug. Im Zweiten Weltkrieg wurde Robert Adams älterer Bruder Hermann in Russland als vermisst gemeldet. Für den Jüngeren hieß dies: Die Ausbildung zum Elektriker im Braunkohlenschwelkraftwerk der Hefrag Wölfersheim abschließen, den Traum vom eigenen Studium der Elektrotechnik aufgeben und nach der militärischen Grundausbildung, einem Jahr bei der Ovag und Meisterprüfung den Elektrikerbetrieb seines Vaters Richard übernehmen.
Nach Hausbau und Begründung des Ladengeschäftes in der Langgasse bildete Robert Adam im Laufe seiner Berufstätigkeit 13 Lehrlinge aus und hat viele technische Neuheiten miterlebt. Am 17. September 1955 heiratete er seine Jugendliebe Elly Wahl, 1956 kam Sohn Jürgen, 1959 Tochter Sigrid, 1963 Sohn Ralf zur Welt. Heute bereichern drei Enkel und zwei Urenkel die Familie.
Leidenschaft für Mühlenmodelle
Nach dem Krieg gehörte der Jubilar zu den ersten aktiven Mitgliedern des wiederauflebenden Gesangvereins Eichenkranz, der ihn 2015 zum Ehrenmitglied ernannte. Ebenso ist Robert Adam seit seiner Kindheit der Freiwilligen Feuerwehr verbunden, gehört dem Sportverein FSV Dauernheim an und trat der Dorfverschönerungskommission unter Pfarrer Bertold Schubert bei, einer Vorläuferin des heutigen Kulturvereins Dauernheim KVD, dessen Heimat- und Geschichtsabteilung der Jubilar jahrelang vorstand. Hier entwickelte sich sein Interesse für die Mühlen- und Mühlenstandorte an der Nidda und ihren Nebenflüssen. Deren katastermäßige Erfassung, ebenso wie die Einrichtung der Mühlenmodellausstellung in der Dauernheimer Weidgasse gehören wesentlich zu Adams Lebenswerk.
Ferner sind die Erhaltung und Dokumentation der 54 historischen Dauernheimer Grabsteine, der Anstoß zur Erfassung und Vermessung der annähernd hundert Dauernheimer Felsenkeller, die Mitarbeit an Festschriften und Dorfchroniken sowie an der Übersetzung und systematischen Erfassung des Dauernheimer Kirchen- und Familienbuchs zu nennen, des drittältesten in Hessen. Auf der Basis dieses Wissens führte Robert Adam fast zwei Jahrzehnte lang Interessierte von nah und fern durch den geschichtsträchtigen Ortskern.
Nach dem Tod seiner Ehefrau Elly im Jahr 2008 und dem Schicksalsschlag einer Beinamputation fand der Träger des Ehrenbriefes des Landes Hessen in der Krifteler Germanistin und Jugendpsychologin
Ute Büser eine neue Lebensgefährtin, die seine Leidenschaft für Geschichte teilt. »Ein größeres Heim für die Mühlenmodellbauausstellung und junge Hände, die mein Werk fortführen«, so klingen –
neben Gesundheit und Familienglück – die größten Wünsche Robert Adams zu seinem runden Geburtstag.
(Bild und Text: Inge Müller in der Wetterauer Zeitung)